Amtmann bestimmt über Lohnerhöhung

amtmann0Alfred Kallinowski berichtet:
Vor über 100 Jahren: Amtmann bestimmte über Lohnerhöhung: Früher bestimmte der Eickler Amtmann über Lohnerhöhungen für Gemeindeangestellte
Nicht nur heute sind die Lebenshaltungskosten teuer, denn diese Sorge kannte man auch schon vor über 100 Jahren. Der Eickler Magistrat unter Vorsitz von Amtmann Karl Berkermann erwog 1908 eine Teuerungszulage für die Gemeindeangestellten.
In der Eickler Bürgerschaft wurde diese Angleichung der Gehälter an die gestiegenen Preise heftig diskutiert. Der Beschlussfassung lag ein ausgearbeiteter Entwurf zugrunde, der die Bewilligung einer Teuerungsrate von acht Prozent vorsah. Als schlagkräftigstes Argument für die Gehaltserhöhung führte ein Teil der Gemeindevertreter ins Feld, dass zuvor in der für Eickel zuständigen Kreisstadt Gelsenkirchen Teuerungszulagen an die Bediensteten bereits gewährt wurden. Der andere Teil machte geltend, dass man der steuerzahlenden Bevölkerung ohne allzu zwingende Notwendigkeit keine neuen Opfer auferlegen dürfe. Vor allem die Bergleute der heimischen Hannover und Hannibal schimpften, weil man schon jahrelang vergeblich auf eine Schichtlohnerhöhung warte und die Zuzahlung zur Knappschaftsversicherung ohne Leistungssteigerung ständig zunimmt.
Schließlich einigten sich die Eickler Gemeindeväter darauf, ihren Angestellten wenigstens fünf Prozent „draufzulegen“. Und das alles ohne Mitwirkung der Gewerkschaft, die damals bei Tarifauseinandersetzungen kaum ein Mitspracherecht hatte.
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Dabei muss man bedenken, dass die Angestellten einer Gemeinde wie Eickel seinerzeit im Monat durchschnittlich nicht mehr als 200 Mark nach Hause trugen. Angesichts dieser „horrenden Summe“ war das „Zubrot“, das die Verantwortlichen ihren Mitarbeitern nach langem Hin und Her am Ende gewährten, alles andere als üppig. Immerhin, diese Gehaltsaufbesserung wurde dann auch von der Gemeinde Wanne übernommen.
Auch an diesem Beispiel wird deutlich, selbst wenn die Wanne-Eickeler Angestellten doch noch zufrieden waren: Die viel besungene „gute alte Zeit“ hielt durchaus nicht immer das, was sie versprach…