Campingwagen hatte schon 1908 Klosett mit Wasserspülung

Alfred Kallinowski berichtet:

Die neusten Erfindungen von Damals: Campingwagen hatte schon 1908 Klosett mit Wasserspülung

Sage einer, das Motorreisemobil sei eine Erfindung unserer Zelt. Weit gefehlt! Es war ein Caravan aus dem Jahre 1908, mit dem Monsieur Fabregues aus Marseille samt Familie dem Ruf „Tour de Ruhr“ folgte. Bei seiner Deutschlandfahrt machte der Franzose vor über 100 Jahren auch in Wanne-Eickel Station, um fern der heimatlichen Großstadt die kirchlichen Bauten in der Emscherregion kennenzulernen. Das Reisemobil, vom Besitzer konstruiert und gesteuert, enthielt Salon, Schlafzimmer mit vier Betten sowie Küche, Waschraum und Toilette mit Wasserspülung.

Auch die Urlauber waren überrascht, als sie vor über 100 Jahren am Wanner Bahnhof die Fernzüge bestiegen. Einige Abteile in der einfachen Wagenklasse waren plötzlich mit Schreib-, Lese- und Schlafstützen ausgestattet. Ausgerechnet ein Apotheker hatte 1907 diese Neuheit ausgetüftelt und zum Patent angemeldet.

Die Konstruktion war einfach und glich einer Kinderschaukel. Ein Holzbrett wurde an beiden Enden in die Schlaufen eines Hanfseiles am Gepäcknetz befestigt. Wer diesen Service benutzen wollte, musste eine Mark zuzahlen. Die Rechnung ging freilich für den Erfinder wie auch für die Bahn nicht auf. Benutzer klagten beim „Schaukel-Schlaf“ über Leib- und Rückenschmerzen, woraufhin dann auch Ärzte vor gesundheitlichen Folgen warnten. So verschwand die Apotheker-Erfindung wieder schnell aus dem Verkehr.

Vor über 95 Jahren staunten die Wanne- Eickeler nicht schlecht, als sie dieses behindertenfreundliche Fahrrad im Straßenbild entdeckten. Das Zweirad mit seitlichen Kennungszeichen war für Schwerhörige gedacht, die damit andere Verkehrsteilnehmer auf ihre Behinderung aufmerksam machen wollten. Der Deutsche Radfahrerbund kam vor dem ersten Weltkrieg auf diesen genialen Einfall und zog mit einer Werbekampagne durch das Ruhrgebiet. Über den Erfolg dieses Schwerhörigen-Rades schweigt sich die Chronik allerdings aus. Groß kann die Resonanz aber wohl nicht gewesen sein, kaum jemand erinnert sich daran. Immerhin, nachdenkend könnte diese Nutzanwendung auch heutzutage noch machen.

Um die Figur der Frau kümmerten sich früher schon ausschließlich männliche Modeschöpfer. So war es kurz nach 1900, als ein Drogist „Elektra“ zur genialen Erfindung machte. Sein Patent: Büstenformer ohne Metall-Spiralfedern. Die neuen BH gab es zu einem Stückpreis ab 2,75 Mark – was nicht einmal den Tagesverdienst einer Arbeiterfrau ausmachte.