Im Jahre 1928 machte der britische Bakteriologe Alexander Fleming eine bedeutende Entdeckung: Er bemerkte, dass ein Schimmelpilz, der sich wohl eher zufällig in sein Labor verirrt hatte, das Wachstum bestimmter Bakterienkulturen hemmte. Diese Beobachtung hatte bahnbrechende Folgen: Zwölf Jahre später konnte aus diesem Pilz Penicillin isoliert und damit das erste Antibiotikum gewonnen werden. Von nun an hatte man eine wirksame Waffe gegen Infektionskrankheiten – bis dato die häufigste Todesursache in Europa.
Mittlerweile werden knapp 300 Substanzen mit antibiotischen Eigenschaften therapeutisch eingesetzt. Bei bakteriellen Infektionen sind sie in der Regel die Medikamente der Wahl. Dennoch scheuen manche Patienten vor Antibiotika zurück. Immer wieder auftauchende Meldungen über unerwünschte Wirkungen, z.B. Resistenzbildung oder allergische Reaktionen, haben sie verunsichert.
Antibiotikum ist nicht gleich Antibiotikum
Wie berechtigt sind diese Bedenken aber nun tatsächlich? „Zunächst gilt: Antibiotikum ist nicht gleich Antibiotikum“, so Dr. Walluf-Blume vom Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie. „Antibiotika unterscheiden sich in ihrer Wirkung, Herkunft und chemischen Struktur.“ Auch die möglichen Nebenwirkungen sind je nach Präparat verschieden. Am häufigsten sind Magen- und Darmbeschwerden wie Bauchschmerzen, Übelkeit oder Durchfall. Auch allergische Reaktionen sind möglich, treten aber relativ selten auf. Bei Penicillin z.B. kommt es in 0,5 bis 2 Prozent der Fälle zu allergischen Reaktionen, bei anderen Antibiotika noch seltener.
Wechselwirkungen sind möglich
Auch Wechselwirkungen mit Medikamenten oder Lebensmitteln sind nicht auszuschliessen. Deshalb ist es wichtig, dass der Patient gewisse Dinge beachtet. So muss z.B. der Arzt, bevor er ein Antibiotikum vorschreibt, wissen, welche Medikamente der Patient sonst noch nimmt. Und ein Patient, der ein Antibiotikum einnimmt, sollte auf jeden Fall mit dem Arzt bzw. dem Apotheker sprechen, bevor er zu einem weiteren Mittel greift.
Wer z.B. Tetracycline oder Gyrasehemmer einnimmt, sollte mindestens zwei Stunden vorher und nachher weder Milch noch Milchprodukte verzehren.
Milch kann die Wirkung dieser Antibiotika vermindern. Gyrasehemmer sollten ausserdem nicht zusammen mit Kaffee, Tee oder Cola eingenommen werden. Diese Getränke können nicht nur die Wirkung dieser Antibiotika reduzieren, sondern darüber hinaus auch zu Krampfanfällen und Herzrythmusstörungen führen. Generell gilt: Wer Antibiotika nimmt, sollte keinen Alkohol trinken!
Ärztliche Anordnungen beachten
Ganz wichtig ist es auch, dass sich der Kranke genau an die verordnete Einnahmedauer hält. Viele Patienten brechen die Therapie vorzeitig ab, weil sie sich bereits gesund fühlen oder ohnehin eine Abneigung gegen Antibiotika haben. Wenn dann die Infektion wieder aufflammt, kann das schlimme Folgen haben. „Scharlach z.B. muss bei Kindern zehn Tage lang mit einem Antibiotikum behandelt werden‘, so Prof. Dr. Geiss, Arzt an der Uniklinik Heidelberg, Da das Kind nach zwei Tagen fieberfrei ist, setzen viele Eltern jedoch das Antibiotikum ab, in der irrtümlichen Annahme, dass die Krankheit bereits überwunden sei. Die Wahrscheinlichkeit für einen Rückfall ist dann jedoch sehr gross, und das Risiko für unter Umständen schwere Komplikationen wie Nierenerkrankungen oder rheumatisches Fieber steigt.
Der vorzeitige Abbruch einer Therapie kann aber auch noch andere Folgen haben: Da die Bakterien noch nicht vollkommen unschädlich sind, besteht die Gefahr, dass sie sich verändern und gegen Antibiotika resistent werden; die Heilung wird dann immer schwieriger.
Was für alle medikamentösen Behandlungen gilt, gilt natürlich auch für eine Antibiotikatherapie. Man sollte immer sorgfältig den Beipackzettel durchlesen und, falls einem etwas unklar ist, noch einmal mit dem Arzt oder Apotheker sprechen.
Antibiotika, die nach einer Behandlung übrig geblieben sind, sollte man keinesfalls an kranke Bekannte weiterreichen. Man darf auch nicht zu eventuellen Restbeständen greifen, wenn ähnliche Symptome zu einem späteren Zeitpunkt auftreten. Jede Verwendung von Antibiotika muss vom Arzt angeordnet werden.